«Pandemietaugliche» Ideen

Den Austausch zwischen den Generationen in Betreuungsinstitutionen auch während der Pandemie ermöglichen

Auch in der Corona-Pandemie haben sich die bisher schon überzeugenden Gründe für eine generationenverbindende Betreuung in den Betreuungseinrichtungen von Jung und Alt nicht geändert: Generationenbegegnungen fördern das gegenseitige Verständnis und Wissen von Jung und Alt und erhöhen die Lebensqualität. Deshalb können intergenerative Begegnungen gerade in der Corona-Krise einen konstruktiven Beitrag leisten. Insbesondere auch deshalb, da sich nun vermehrt physische und psychische Beeinträchtigungen aufgrund Kontaktverbote und Isolationsmassnahmen bei Jung und Alt zeigen.

Intergeneration hat deshalb noch kurz vor Weihnachten 2020 ein virtuelles Austauschtreffen zur Unterstützung der Projektverantwortlichen in Altenpflegeheimen, Kitas oder Spielgruppen – in Partnerschaft mit dem Schweizerischen Verband der Aktivierungsfachfrauen und -männer SVAT – organisiert, um der belastenden Situation in der intergenerativen Betreuung, auf die Intergeneration in einem Blogbeitrag zuvor aufmerksam gemacht hatte, etwas Konstruktives entgegenzusetzen: Ziel des Austauschtreffens war es, gemeinsam kreative Ideen für Generationenbegegnungen zu entwickeln und zu sammeln, die auch unter den Pandemieschutzmassnahmen mit den Betreuungseinrichtungen umgesetzt werden können.

Grosses Engagement von Personal in Betreuungseinrichtungen trotz Pandemie-Belastung
Rund 60 Personen meldeten Intergeneration nach dem öffentlichen Aufruf ihr Interesse und 40 Engagierte aus dem Care-Bereich diskutierten schliesslich in zwei Gesprächsrunden, welche Kriterien diese Ideen zu erfüllen haben und sammelten vielfältige Projektideen. Angesichts der langandauernden hohen Belastungen unter der sowohl die Einrichtungen und das Personal in der Kinder- als auch der Altenbetreuung stehen, sind wir vom grossen Engagement überwältigt. Wir verstehen dies auch als starken Ausdruck der Überzeugung der intergenerativ tätigen Akteure, dass generationenverbindende Aktivitäten in den Betreuungsinstitutionen mehr als nur als ein «Nice to have» verstanden werden.

Diskussion um «pandemietaugliche» Ideen in der generationenverbindenden Betreuung
Auch bei der Diskussion der Kriterien für die «pandemietauglichen» Ideen war diese Haltung in den digitalen Treffen zu erkennen: eine ausgewogene Ausrichtung an den Bedürfnissen der Kinder und der älteren Menschen, eine Bereicherung für Jung und Alt, den Spielraum ausschöpfen bis zur Grenze des Möglichen, freiwillig und aktivierend für beide Klientelen, um die Selbstwirksamkeit und Autonomie zu fördern. Gleichzeitig zeigte sich aber auch viel Pragmatismus in den Kriterienvorschlägen: schutzmassnahmenkonform, alltagstauglich, ressourcenschonend, niederschwellig, einfach umsetzbar.

Die Ideenvorschläge orientieren sich an den Pandemieschutzvorgaben zwischen Mindestabstand bis zur physischen Trennung nutzen aber dabei trotzdem die noch vorhandenen Möglichkeiten von Spaziergängen und Postenlauf, Briefpapier, Zeichnungen, bemalten oder gekneteten Botschaften, Bildergeschichte, Flaschenpost und Videotreffen. Besonders die Idee des «beidseitigen Fensterbemalens durch Jung und Alt» ist auf grosses Interesse gestossen. Es ist eine der ersten intergenerativen «pandemietauglichen» Aktionen, die infolge des Austauschtreffens inzwischen umgesetzt worden sind: Die städtische Kita Paradies und das Pflegezentrum Entlisberg in Zürich berichten über ihre gemeinsamen Fenster-Malaktionen, die bei Jung und Alt viel Begeisterung und Freude ausgelöst haben. Eine vollständige Übersicht der diskutierten Ideen finden Sie unter diesem Link (im White-Board). Wir laden Sie gerne dazu ein, diese noch mit weiteren guten Ideen zu ergänzen bzw. diese Ideen selbst nun vor Ort auch jetzt auszuprobieren. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie uns darüber per Mail informieren würden, damit wir die Ideen-Liste weiter entsprechend ergänzen und wir Sie mit Gleichgesinnten vernetzen können: info@intergeneration.ch

Arbeitsgruppen gehen gemeinsam in die Praxis
Die Entwicklung von Ideen war ein wichtiges erstes Signal. Aber dies ist für Altenheim-Bewohnerinnen und für Kindern bzw. Jugendlichen, deren Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe in der Corona-Pandemie stark beschnitten sind und deren Lebensqualität dadurch beeinträchtigt wird, allein aber noch nicht spürbar und verbessert ihre Situation in der Corona-Krise leider damit noch nicht. Deshalb organisieren wir im Anschluss auch thematische Arbeitsgruppen, die diese Ideen in und mit den Betreuungseinrichtungen umsetzen möchten. Erste Arbeitsgruppen zu den Themen Aktionen, Digitale Kommunikation sowie Schreiben & Lesen haben sich aus dem Kreis der Teilnehmenden des Austauschtreffens gebildet und einige Ideen sind schon kurz darauf sofort praktisch umgesetzt und getestet worden!

Nachahmung erwünscht: Argumente und praktisches Anschauungsmaterial für Dritte
Wir hoffen, dass aus dieser Praxis nun motivierendes Anschauungsmaterial und überzeugende Argumente für Dritte entstehen werden. Wir werden die praktischen Erfahrungen mit den gesammelten «coronatauglichen» Ideen für die generationenverbindende Betreuung schweizweit bekannt, für alle Interessierte nutzbar machen und die Akteure vernetzen. Falls Sie Interesse haben in einer der thematischen Arbeitsgruppen aktiv mitzumachen oder eine neue Arbeitsgruppe zu gründen, melden Sie sich bitte ebenfalls bei Intergeneration. Auch freuen wir uns über weitere Verantwortliche in Gemeinden und Städten, die uns ebenfalls in dieser Initiative unterstützen möchten.

Ein Blogbeitrag von Monika Blau, Intergeneration

Projekte in der Coronazeit

Hier stellen wir zwei Projekte vor, die aufgrund der Covid-19-Pandemie entstanden sind:

  • Musikgesellschaft Lyss hat ein Weihnachtsständli in 90 Institutionen gestreamt. Sehr berührend!
  • «Jerusalema-Challenge» vom Dreilinden in Oberwil: Das Aktivierungsteam hat mit allen MitarbeiterInnen des Heims ein Video aufgenommen. Eine weltweite verbindende Aktion. Tanzen Sie mit!

Weihnachtsständli Musikgesellschaft Lyss

In den Medien und auf Facebook waren sie präsent: Die Musikgesellschaft Lyss hat an Weihnachten ein aufwändiges Weihnachtsständli produziert, welches in über 90 Institutionen gestreamt wurde. Sie trafen den Nerv der Zeit! Fabrice Brunner, Schlagzeuger und dipl. Aktivierungsfachmann HF war bei der Realisierung beteiligt und hat mit Simon Scheurer durch das Programm geführt. Fabrice Brunner hat auch eine eigene Geschichte vorgelesen.

Jerusalema Challenge Dreilinden Oberwil

Kathrin Hartmann schreibt:
“Gerne möchte ich ein neues Projekt, dass online ist, vorstellen. Ich dachte mir, dass das Thema auf Interesse stossen könnte. Die Corona-Pandemie veränderte unsere tägliche Arbeit stark. Deshalb überlegte ich mir mit meinem Aktivierungsteam, wie wir den Zusammenhalt in unserem Heim in dieser schwierigen Zeit stärken könnten. Da im Internet seit einiger Zeit Videos von einem Corona-Tanz “Jerusalema-Challenge” um die Welt gingen, dachten wir uns, wir könnten dies auch versuchen. Die Organisation war gross und brauchte viel Engagement seitens der Aktivierung. Nun ist es uns gelungen, sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen dazu zu animieren, an dem Video teilzunehmen. Das Ergebnis ist für das ganze Haus eine grosse Freude, sorgt für gute Stimmung und Gespräche untereinander. Dies zeigte uns als Aktivierungsteam auf, dass Aktivierung für alle (Bewohner und Mitarbeitende) essentiell ist und wir unser Wissen auch dort gezielt einsetzen können.

Link zum Video:
www.youtube.com/watch?v=oqbw3-uWuk0

Stellungnahme

Stellungnahme zur Motion 18.3716 “Ergänzungsleistungen für betreutes Wohnen”

Der Schweizerische Berufsverband der Aktivierungsfachfrauen und -männer (SVAT) unterstützt<br>das Anliegen der Motion, die Finanzierung des betreuten Wohnens auszubauen. Die Stärkung der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung von AHV-Rentnerinnen und -Rentnern ist dabei aus Sicht des Verbands das zentrale Ziel.

Deshalb fordert der Verband in der Umsetzung eine breite Definition von Formen des betreuten Wohnens, damit das gesamte Angebotsspektrum von ambulant bis stationär berücksichtigt wird und Betreuung unabhängig von konkreten Verrichtungen anerkannt wird. Das hohe präventive Potenzial der Betreuung könnte damit endlich realisiert werden.

Erste Gesetzgebung zur Betreuung im Alter

Im Rahmen der umfassenden Revision der Ergänzungsleistungen wurde die Berücksichtigung der Wohnform “betreutes Wohnen” in der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SGK eingebracht, in der Differenzbereinigung wegen Opposition des Ständerates aber wieder ausgeklammert.
Mit einer Kommissionsmotion wurde das Thema wieder aufgenommen und mit dem Ja des Ständerates im Winter 2019 zur Bearbeitung ans Bundesamt für Sozialversicherungen BSV überwiesen. Somit wird das Parlament erstmals ein Gesetz zu Betreuung im Alter beschliessen.

Die Paul Schiller Stiftung bezieht Stellung zu den Chancen und Herausforderungen der politischen Debatte und zeigt konkrete Vorschläge zur weiteren Bearbeitung auf.

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Ideensammlung Covid-19

Schritte in Richtung Öffnung und «Normalisierung» sind im Gange. Das Thema Verhältnismässigkeit zwischen Lebensqualität und Sicherheit wird nun in den Medien und auch in den Institutionen kontrovers diskutiert. Hier möchten wir auf unser Register Coronavirus hinweisen. Dort finden Sie folgende Ideensammlung, welche in der Zusammenarbeit des SVAT mit dem CPS Lugano, dem medi Bern und dem ZAG in Winterthur entstanden ist. Weitere Ideen können sie gerne an manuela.roeker@svat.ch senden oder in folgendem Dokument von medi Bern ergänzen.

Weitere Infos >>

Bewegungsübungen für Altersheime

Das Video beinhaltet einfache Bewegungsübungen für ältere Menschen im Alters- und Pflegeheim – Es soll ältere Menschen unterstützen trotz des möglicherweise begrenzten Lebensraums und fehlenden Angeboten ihre Beweglichkeit zu erhalten.

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