Ethische Leitsätze

Anspruch auf Würde in der Aktivierung

Ein würdevoller, wertschätzender Umgang mit Klientinnen und Klienten.

Allen Menschen kommt eine gleiche, unverlierbare Würde zu. Sie beinhaltet den Anspruch auf Schutz des eigenen Lebens, auf Selbstbestimmung und auf Respekt vor der eigenen Person. Wir achten diesen Anspruch auf Würde in allen Aspekten der Aktivierung. Wir stellen sicher, dass wir überentsprechende Kompetenzen verfügen.

Ein würdevolles Umgehen mit Klientinnen und Klienten setzt voraus, dass wir auch respekt- und rücksichtsvoll mit uns selber, unseren eigenen Kräften und Grenzen umgehen.

  • Ressourcenorientiert

    Wir gehen von den körperlichen, geistigen, psycho-sozialen und existenziellen (spirituellen) Ressourcen unserer Klientinnen und Klienten aus, nehmen diese differenziert wahr und aktivieren sie. Wenn nötig bieten wir Unterstützung an.

  • Selbstbestimmung

    Wir orientieren uns am autonomen Willen der Klientinnen und Klienten, lassen ihnen Entscheidungsfreiraum und unterstützen sie in ihrer Selbstverantwortung.

  • Individualität

    Wir achten und stärken die Persönlichkeit unserer Klientinnen und Klienten vor dem Hintergrund ihrer Biografie.

  • Soziale Kontakte

    Wir schaffen Möglichkeiten zur sozialen Partizipation. Wir fördern und unterstützen den zwischenmenschlichen Austausch, wenn nötig in einem geschützten Rahmen.

  • Selbstwirksamkeit

    Durch gezielte Aktivitäten ermöglichen wir es Klientinnen und Klienten, sich selbst als kompetent und wirksam zu erfahren. Damit tragen wir zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins bei.

  • Gleichbehandlung

    Wir behandeln alle Klientinnen und Klienten grundsätzlich gleich. Dabei gehen wir auf ihre jeweiligen Bedürfnisse ein und achten darauf, dass wir niemanden diskriminieren.

  • Gesprächsbereitschaft

    Wir sind offen, mit unseren Klientinnen und Klienten über relevante Themen zu sprechen. Gegebenenfalls vermitteln wir für ein bestimmtes Thema besonders kompetente Gesprächspartner/-innen.

Gedankenanstösse

Ressourcenorientiert

  • Menschen besitzen verschiedene Arten von Ressourcen: körperliche, geistige, psychosoziale und existenzielle (spirituelle). Es ist bei allen Klientinnen und Klienten sorgfältig wahrzunehmen, welche Ressourcen sie haben.
  • Mit existenziellen (spirituellen) Ressourcen ist der Bereich der Sinnfragen im weitesten Sinne gemeint. Religiöse Aspekte sind ein Teil dieses Bereichs.
  • Abnehmende Ressourcen sind eine Realität, mit der die Aktivierung umgehen muss.
  • Ressourcen-Defizite können angegangen werden durch Möglichkeiten der Kompensation, durch Anpassung der Rahmenbedingungen oder durch empathische Ermutigung, eine Situation auszuhalten, wie sie ist.

Individualität

  • Zur Professionalität einer Disziplin gehört, dass ihre Vertreterinnen und Vertreter Regeln und Standards kennen, nach denen Handlungen ablaufen sollen. Es ist aber wichtig, solche Regeln in grosser Freiheit zu handhaben und die Individualität der Klientinnen und Klienten zu berücksichtigen.
  • Regeln müssen der Individualität von Klientinnen und Klienten angepasst werden, nicht diese irgendwelchen Regeln oder Standards!
  • Es ist sorgfältig zu überlegen, in welchen Situationen Einzel- und in welchen Gruppenangebote der Aktivierung angebracht sind.
  • Gerade bei herausfordernden Klientinnen und Klienten ist eine Gratwanderung gefragt zwischen dem Zulassen individueller Eigenarten/Wünsche und dem Setzen von Grenzen

Selbstwirksamkeit

  • Es muss immer deutlich werden, dass der Wert eines Klienten oder einer Klientin nicht von ihrer Leistungsfähigkeit abhängt.
  • Selbstbewusstsein kann man nicht direkt vermitteln, aber man kann Situationen und Möglichkeiten schaffen, in denen Selbstbewusstsein wachsen kann.
  • Aktivierungsfachpersonen müssen zuweilen Geduld haben und es aushalten können, wenn Klientinnen oder Klienten solche Möglichkeiten erst nach längerer Zeit oder überhaupt nicht wahrnehmen.Gegebenenfalls vermitteln wir für ein bestimmtes Thema besonders kompetente Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner.

Selbstbestimmung

  • Beim Eruieren des Willens von Klientinnen und Klienten sind neben verbalen Hinweisen auch nonverbale Signale zu beachten.
  • Das kann in Grenzfällen bedeuten, Klientinnen und Klienten mit dem Setzen klarer Grenzen zu einem entsprechenden Verhalten zu veranlassen.
  • Der autonome Wille schliesst die Verantwortung sich selber und anderen gegenüber immer mit ein.
  • Wo Klientinnen und Klienten diese Selbstverantwortung nicht wahrnehmen können, müssen Begleiterinnen und Begleiter auch einmal gegen die subjektiven Bedürfnisse von Klientinnen und Klienten vorgehen, zu deren eigenem Schutz oder zum Schutz von Drittpersonen.

Gesprächsbereitschaft

  • Die Klientinnen und Klienten sollen selber bestimmen können, worüber sie mit den Fachleuten sprechen wollen.
  • Aktivierungsfachleute sind nicht für alle Themen die kompetenten Gesprächspartner. Man kann auch jemand anderen beiziehen. Dafür ist interdisziplinäre Vernetzung wichtig.
  • Manchmal ist es wichtig, einfach nur aktiv zuzuhören und bestehende Nöte empathisch zur Kenntnis zu nehmen. Nicht alle Fragen können beantwortet werden.
  • Allfällig vorhandene Aggressionen sind – auch zwischen den Zeilen und auf der nonverbalen Kommunikationsebene – wahrzunehmen und anzusprechen. Die dahinter liegenden Ursachen sollen angegangen werden.

Soziale Kontakte

  • Ein geschützter Rahmen kann allein schon dadurch entstehen, dass eine Aktivierungsfachperson jemanden begleitet und in einer Situation mit anwesend ist.
  • Soziale Partizipation ist kein Muss, sondern soll den individuellen Bedürfnissen einer Person entsprechen. Es ist legitim, jemanden alleine zu lassen.

Gleichbehandlung

  • Auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten einzugehen heisst nicht, sie immer zu erfüllen. Manchmal ist es auch angezeigt, Grenzen zu setzen – zum Schutz der betroffenen Personen. Dennoch bleibt die grundsätzliche Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten massgebend.

Gedankenanstösse zum Download

Gedankenanstösse zu den Ethischen Leitsätzen in der Aktivierung: Die Menschenwürde gilt als Grundwert allen moralischen Handelns und ethischen Nachdenkens.